Eden. Für viele versinnbildlicht der biblische Begriff des Paradieses einen imaginierten Ort der Seligkeit, dessen man erst gewahr wurde, als man aus ihm für immer vertrieben wurde. Für Anush Hamzehian ist der Iran die unerreichbare Heimat, die er bei der Flucht seiner Eltern zur Zeit der Islamischen Revolution 1979 noch im Bauch der Mutter für immer verließ. Da ihm eine Einreise in das Land seiner Wurzeln verwehrt wird, entschied er sich, wenigstens so nah wie möglich an die Grenze des Irans heranzukommen. Zusammen mit dem italienischen Künstler Vittorio Mortarotti begab er sich für ihr Kunstprojekt in der Grenzstadt Agarak in Südarmenien. Dort befindet sich der einzige Grenzübergang zwischen beiden Ländern. Die Fotografien und audiovisuellen Arbeiten die dort entstanden, sind eine subtile Reminiszenz an alle geflüchteten Menschen, alle Menschen, die nicht an dem Ort beheimatet sind, in dem sie leben.
Das Künstlerduo zeichnet ein intensives und sensibles Abbild der Bewohner, vermitteln den Eindruck der Klaustrophobie und der Gewalt dieser Grenzstadt sowie der dort vorherrschenden Spannung und Unsicherheit im Transitbereich. Hier zeigen sich die Auswirkungen des Krieges und Exils auf das Einzelschicksal und die Gesellschaft: Menschen die, verbittert und enttäuscht von der Welt, untertauchen. Migranten, die den Iran auf der Suche nach Freiheit verlassen. Frauen, die in die Prostitution gezwungen werden. Russische Soldaten, die die armenische Grenze gegen den gefürchteten Nachbar verteidigen. Trucker, die iranisches Öl liefern. Einwohner, die den Ort noch nie in ihrem Leben verlassen haben und die Teenager, die von besseren Tagen träumen. Eden ist eine Metapher für alle Grenzen auf dieser Welt. Anush Hamzehian und Vittorio Mortarotti zeigen im Fotoraum eine Mehrkanalprojektion und ihr Buchprojekt

Das Künstlergespräch zur Eröffnung hält Richard Sporleder /Café Lehmitz
Live-Musik von PERMABLOND