Im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs „anschließen – ausschließen. Kulturelle Praktiken jenseits globaler Vernetzung“ findet an verschiedenen Orten in Köln zwischen dem 15. Mai und 2. Juli 2023 Ausstellungen und Veranstaltungen zum Verhältnis von Teilhabe und Ausschluss statt, darunter die Akademie der Künste der Welt, GLASMOOG, Temporary Gallery, Filmhaus Köln und das Schauspiel Köln.

Im Zentrum der Ausstellung "Colliding Circulations" in GLASMOOG steht die senegalesische Hauptstadt Dakar. In einer der dichtesten und am schnellsten wachsenden Städte Westafrikas treffen asymmetrische Mobilitätssysteme und -verständnisse aufeinander. Hier wirkt sich das koloniale Erbe von urbaner Segregation und infrastruktureller Vernachlässigung auf die tagtägliche Zirkulation der dakarois, der Einwohner*innen von Dakar, aus. Gleichzeitig markiert der Train Express Regional (TER) den Beginn einer neuen Mobilitätsära. Die Zuglinie verbindet die Stadt mit einem globalen Verkehrsnetz und wird von vielen als zukunftsweisendes Projekt der Modernisierung gefeiert. Andere Stimmen kritisieren die Verteuerung der Mobilität und soziale Ausgrenzung durch das importierte Verkehrssystem, das mit lokalen Formen und Funktionen des Mobilseins kollidiert.

In der kollaborativen Ausstellung "Colliding Circulations", die von Simon Meienberg im Zuge seines Promotionsprojekts konzipiert wurde, werden solche ungleichen Mobilitäten in Dakar untersucht und die vielfältigen Stimmen einer gemeinsamen künstlerischen Forschung versammelt. Mittels performativ verfasster Aufzeichnungen und szenischer Interventionen erkunden die senegalesischen Künstler*innen Mouhamadou Diol, Carol Diop, Leity Kane und Nzinga Biegueng Mboup, welche Auswirkungen koloniale Kontinuitäten auf städtische Räume und räumliches Zirkulieren haben, und welche Vermittlungs- und Verdrängungsprozesse sie anstoßen.

So spüren Mouhamadou Diol und Leity Kane mit ihrem Forumtheater Kàddu Yaraax den räumlichen Veränderungen durch den Bau der TER-Linie nach, der die Quartiere Hann-Maristes und Hann-Pêcheur einerseits voneinander trennt und sie mit der Verbindung zum internationalen Flughafen zugleich an ein globales Mobilitätssystem anschließt. Sie setzen ihr théâtre de l'opprimé (Theater der Unterdrückten) als eine emanzipatorische und interaktive Praxis für den kritischen Dialog mit bedrängten Stadtgemeinschaften und Nachbarschaften ein. Ihre performativen Spiele auf Plätzen und Straßen sind darauf ausgerichtet, kollektive Erfahrungen von veränderten Bewegungs- und Kommunikationsformen aufzurufen, die durch neue Infrastrukturmaßnahmen ausgelöst werden.

Ihre theatralen Formen von Widerstand und Resilienz treten in Austausch mit den Arbeiten der senegalesischen Architektinnen Carole Diop und Nzinga Mboup vom Kollektiv Dakarmorphose. In Zeichnungen untersuchen sie historische Schichten, urbane Rhythmen und räumliche Dissonanzen der Stadt zwischen globalen Verbindungen und lokalen Ausschlüssen. Gemeinsam entwickeln sie analytische und choreografische Werkzeuge zur Beschreibung der Produktion von Raum unter den Bedingungen neuer Abhängigkeiten durch großmaßstäbliche Infrastruktursysteme.

Das DFG-Graduiertenkolleg „anschließen – ausschließen. Kulturelle Praktiken jenseits globaler Vernetzung“ ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität zu Köln, der Kunsthochschule für Medien Köln und der Technischen Hochschule Köln. Es widmet sich der Erforschung von Praktiken der Teilhabe und des Ausschlusses in globalen Netzwerken von Kultur und Gesellschaft und blickt dabei insbesondere auch auf Dynamiken, die sich der Systematik und Logik dieser Netzwerke teilweise oder zur Gänze entziehen.