Daniela Friebel, *1975 in Berlin, hat Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Timm Rautert und Christopher Muller studiert. Seit ihrem Meisterschülerabschluss in 2011 hat sie zahlreiche Ausstellungen realisiert.

Ihre Installation AUSPICIA zeigt Aufnahmen von Vogelschwärmen,
plastikverhüllten Grabmalen und Palmen in Kombination mit Textfragmenten:
Jeden Winter wird der Campo Verano, Roms größter Friedhof, zum
Sonnenuntergang von einer ohrenbetäubenden Kakophonie erfüllt, wenn hunderttausende Stare sich in seinen Bäumen zum Schlafen niederlassen. Der konstante Niesel des Starenkots, vor dem sich die Römer mit Plastikfolien zu schützen versuchen, hat den Friedhof unter einer monochromen, beißenden Schicht begraben.

AUSPICIA bedeutet Vogelschau im Wortsinn (lat. auspicium ‚Vogelschau‘, von lateinisch avis ‚Vogel‘ und spectare ‚schauen‘) und bezieht sich auf die alte römische Praxis, die Zustimmung der Götter für wichtige Entscheidungen zu erfragen – auch die genaue Lage Roms wurde so bestimmt.

Nicht immer haben Stare in Rom gelebt oder dort überwintert. Die erste Erwähnung als überwinternder Zugvogel stammt aus dem Jahr 1926 und erst ab 1970 leben sie auch ständig in der Stadt, Grund ist der Klimawandel und Veränderungen in Industrie und Landwirtschaft. Seit einigen Jahren sind die überwinternden Stare ein großes, kaum beherrschbares Problem für die Stadt Rom, insgesamt gibt es rund 17 Orte in der Stadt, die die Stare als
Schlafplätze auserkoren haben.

AUSPICIA richtet den fotografischen Blick auf Starenschwärme und eingehüllte Gräber. Letztendlich geht es um die Unerreichbarkeit von Kontrolle und des Menschen unablässige, aber vergebliche Versuche, sie auszuüben – was der Ausstellungsthematik vor dem Hintergrund der COVID-19-
Pandemie eine traurige Aktualität verleiht.
Alle Bilder sind auf dem römischen Zentralfriedhof Campo Verano entstanden.