Jeehye Songs Gemälde scheinen uns mit offenen Armen zu empfangen. Einzelne Figuren sind in begrenzten, irgendwie privat wirkenden Räumen zu sehen, Accessoirs des täglichen Lebens liegen herum. Trotz kräftiger Farben ist die Stimmung aber eher verhalten, gedrückt. Es entsteht aus der Isolation der Figuren im begrenzten Bildraum ein gemeinsamer Wunsch nach Ausbruch, eine Sehnsucht nach dem Draußen. Die Wege dorthin sind vielfältig – durch’s Fenster, durch die Leinwand oder durch das Maul einer Zimmerpflanzenkolonie.

Waren die Werke von Jeehye Song zum Zeitpunkt der Juryentscheidung noch von den Beschränkungen der Corona-Pandemie geprägt, in denen ihre Figuren völlig erschlafft die verordnete Isolation und Langeweile irgendwie zu bewältigen suchten, so findet in der jetzigen Ausstellung ein echter Aufbruch statt. Die Personen werden aktiv – auch wenn das Körpergefühl immer noch ganz weich ist – sie haben ihre Schlaffheit überwunden und suchen nach neuen Erfahrungen.

Jeehye Song ist mit ihren Bildthemen ganz nah am eigenen Alltag, orientiert sich am persönlichen Empfinden. Mittels selbstironischer Komik schafft sie es jedoch dazu eine Distanz herzustellen, die auch beim Publikum die vorgefundenen Situationen und Stimmungen relativiert und ihr selbstreferentielles Verharren durchbricht.