Josefine Reisch verbindet in ihren Arbeiten historische Zitate mit aktuellen Fragestellungen. In der artothek - Raum für junge Kunst fokussiert sie in ihren Arbeiten Systeme der Kunstpräsentation und –Rezeption. Wie betrachten wir heute Kunst? In welchen Architekturen? In welchen öffentlichen oder privaten Räumen? Welche Ideologien, Motivationen und Filter beherrschen unseren Kulturkonsum?

Josefine Reisch zitiert in der Ausstellung „Viewing Room“ drei historische Werke: Friedrich Kieslers Möbelentwürfe für Peggy Guggenheims Galerie „Art of This Century“ von 1942 stehen für Reischs Arbeiten genauso Pate wie die Präsentationsobjekte Lina Bo Bardis, die sie 1968 für die Sammlung des MASP São Paulo entworfen hat. Außerdem findet Lothar Zitzmanns monumentales Gemälde „Weltjugendlied“ von 1975, das eigens für den Palast der Republik gefertigt wurde, seinen Platz in dem von Reisch erdachten Geflecht.

Formal und optisch an die vorhandene Raumgestaltung der artothek angepasst entwickelt Josefine Reisch ein Setting, in dem verschiedene Modi der Kunstbetrachtung und des erfahrbar Machens aus Vergangenheit und Gegenwart kombiniert wurden. Die Zitate aus der Mitte des letzten Jahrhunderts ermöglichen dabei ein genaueres Nachdenken über die Gegenwart.