In der Surrealität des Lockdowns wurden Spaziergänge zu einer Form der Vergewisserung: Die Welt gibt es noch. Aber was für eine? Linn Phyllis Seeger beobachtete und begann zu filmen: Wer sind die Anderen? Der aggressive Zoom, ein Heranziehen, eine Fiktion von Nähe inmitten der Isolation, das kontaktlose Alleinsein unter Anderen.

Unter strenger Ausgangssperre fand Luis Cobelo auf dem Dach seines Wohnhauses in Barcelona ein neues Draußen: Eine auf die Nachbardächer reduzierte Außenwelt, dessen Beobachtung für Cobelo zunächst eine Ablenkung ist von den, im Lockdown lautgewordenen, eigenen Gedanken. Das Filmen wird bald zur Meditation und Obsession.

Linn Phyllis Seeger und Luis Cobelo sind befreundet. Noch im Februar 2020 – nur zwei Wochen vor dem ersten europäischen Lockdown – sind sie zusammen in Mexiko. Während der Quarantäne bleiben sie in Kontakt, das tägliche Schauen der Instagram-Stories des jeweils Anderen und der Austausch über die isolationsbedingte Verzweiflung werden zum gegenseitigen Alltag.