Mit der Ausstellung "Awakening | Destruction" inszeniert das Künstlerduo bergernissen in der Gemeinde Köln gewissermaßen eine Retrospektive ihres jungen Werks. Die zwei Künstlerinnen wurden in den vergangenen Jahren von zwei Katastrophen - eine Überschwemmung und eine Kontamination durch PCB - in ihrem Atelier und Lager überrascht. Jetzt werden sie all jene Objekte, die dadurch beschädigt und kontaminiert wurden, in einer rituellen Aktion versiegeln und heilen. Die beschädigten und bis dahin nicht fertig gestellten Werke sind überwiegend im Zuge ihres künstlerischen Werdegangs und während des Studiums an der Kunsthochschule für Medien Köln entstanden und werden nun, zum performativen Neuanfang, in einer Zeremonie abschließend bearbeitet.

Hierfür werden die kontaminierten Werke am Eröffnungsabend im ersten Schritt luftdicht verschlossen. In einem zweiten Verfahren werden die Künstlerinnen die Werke und Gegenstände mit Gips umschließen, der die Objekte somit von der Umwelt trennt und für die Betrachter*innen unschädlich macht. Dieser performative Abschluss der Arbeiten verweist auf die Tatsache, dass einige der künstlerischen Werke erst durch die Kontamination und Zerstörung abgeschlossen sind, andere durch den Vorfall für immer in dem Zustand eines unmöglichen Abschlusses verweilen werden.

Die im Rahmen der Peformance entstandene Plastik, sowie mittel- und kleinformatige Fotografien und Zeichnungen, die unter Schutzatmosphäre verpackt sind, werden auch nach der Performance in der verbleibenden Zeit der Ausstellung zu sehen sein.

Die Performance und Ausstellung wird von einem Soundpiece begleitet, welches die Korrespondenzen, sowie Prüfberichte der Wischproben und Luftmessungen der Kontamination auditiv veranschaulicht.

Grund für die Zerstörung der künstlerischen Arbeiten und Gegenstände sind zwei Ereignisse: Am 20.07.2017 fielen innerhalb von 24 Stunden in Köln 110 Liter Regen pro Quadratmeter. Das Lager des Künstlerduos bergernissen in der Gladbacher Straße in Köln wurde ganzheitlich überschwemmt. Viele Werke wurden dadurch zerstört.

Am 14.07.2018, genau ein Jahr später, explodierte im neuen Atelier von bergernissen im Atelierhaus des Bonner Kunstvereins während des WM Finales ein von der Sommersonne überhitzter Kondensator. Aus diesem trat hochgiftiges, flüssiges PCB aus und verteilte sich im Raum. Alle sich zu diesem Zeitpunkt im Atelier befindenden Künstlerinnen und fünf Feuerwehrmänner mussten in einem Bonner Krankenhaus sechs Stunden lang dekontaminiert werden. Das Atelier durfte daraufhin für drei Monate nicht betreten werden. Ein Großteil des Inventars, inklusive vieler Kunstwerke, Filmrollen und Installationsmaterial, musste entsorgt, dekontaminiert oder zerstört werden.

Die Ausstellung und die Eröffnungsperformance in der Gemeinde fungieren in gewisser Weise als Prozess einer allegorischen Heilung. Die verbotenen, von PCB kontaminierten und durch die Überschwemmung zerstörten Objekte aus Atelier und Lager werden dabei zum ersten und zum letzten Mal präsentiert. Besucher können die Performance während des Eröffnungsabends vom Aussenraum beobachten oder auch in kleinen Gruppen den Innenraum mithilfe schützender Masken und Schutzkleidung betreten und den Prozess aus nächster Nähe beobachten.

“Destruction is difficult. Indeed it is as difficult as creation.” Antonio Gramsci

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BERGERNISSEN (*1987 in München und Machatschkala) arbeiten seit 2011 gemeinsam an performativen, filmischen und kuratorischen Projekten. Alisa Berger und Lena Ditte Nissen beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit subjektiven Mythologien und psychologischen Räumen. Die Künstlerinnen leben und arbeiten in Köln; Studium an der Kunsthochschule für Medien, Universidad Nacional de Colombia und Kunstakademie Düsseldorf.

Ihre gemeinsamen Arbeiten wurden weltweit an unterschiedlichsten Orten präsentiert, darunter Museo del Banco de la Republica, KAI10 | Arthena Foundation, Bangkok Arts and Culture Center, Kunstverein Wolfenbüttel, VIDEONALE. Parcours, Filmmuseum Düsseldorf, EMAF European Media Art Festival Osnabrück, uvm.