CAPUT. NARREN WACHSEN UNBEGOSSEN ist die erste Einzelausstellung von Sophie Ullrich (geb. 1990, Genf /Schweiz) nach ihrem Abschluss Anfang 2018 an der Düsseldorfer Kunstakademie als Meisterschülerin von Eberhard Havekost.

Täglich wechselnde Profilbilder auf Facebook, omnipräsente Selfies, verblüffend „echte“ Fakeapp-Mergings – Versuche der Identitätsfindung in immer neuen Rollen und Maskeraden, changierend zwischen Selbstdarstellung und Versteckspiel sind kein Thema, das die Pubertät abhandelt, sondern das sich durch alle Altersgruppen zieht.

Inmitten all dieser Täuschungsmanöver scheint es fast anachronistisch, sich malerisch dem Thema Porträt zu nähern. Sophie Ullrich, die sich als figürliche Malerin bezeichnet, hat beobachtet, dass kein noch so fotorealistisches Porträt eine adäquate Darstellung von Person, Geisteshaltung, Gemütsregung zu erfüllen vermag. So hat sich die Malerin, die sich in verschiedenen Serien mit dem Thema Comic und dessen Stilmitteln auseinandergesetzt hat, aber auch gekonnt des Repertoires verschiedener klassischer malerischer Techniken wie z.B. des Trompe l´oeil bedient, zu einer radikalen Lösung entschieden: Ihr Protagonist, der immer wiederkehrend auftaucht, ist eine kopflose Figur, schlicht umrissen mit einer
schwarzen Konturlinie, die die Outlines des Comics aufgreift.

Diese stilisierte Figur erhält einen jederzeit austauschbaren Kopf, der ihre Gesinnung und Gefühle symbolisiert. Ihr wechselndes Haupt – nicht nur anatomisch betrachtet ein Gefäß für Bewusstsein - erlaubt einen Auftritt unter verschiedenen Identitäten: als Mensch, Tier, Frau, Mann, manchmal auch als ein Gemälde im Gemälde – geschlechtsneutral, offen für viele Interpretationen und (Selbst-)Bespiegelungen der Betrachter.

Elaborierte Bildpartien werden in Kontrast gesetzt mit einem zügigen Gestus, den man von Graffitis kennt. Die klassischeren Partien verleihen den Gemälden für Ullrich einen romantischen Touch, Widerhall der intimeren Gedanken, Sehnsüchte und Bedürfnisse, auch der Verletzlichkeit des Individuums, der einer gewissen
Brutalität der alltagsentlehnten Bildmittel(plakativer Werbeillustrationen, Tags) und der zunehmenden Härte der allgemeinen gesellschaftlichen Stimmung entgegensteht.

Wie in ihrer Ölmalerei, treffen diese Haltungen auch in den kurzen, der tradierten Struktur eines Haiku folgenden Gedichten aufeinander, die rotzige Punkattitüde und
zarte Skizze vereinen. Sowohl in der Malerei als auch in den pointierten Sprachbildern ist diese Konfrontation sehr humorvoll von der Künstlerin in Szene gesetzt.