Victoria Adam beschwört in ihrer Einzelausstellung "the common toad" mit großer Sensibilität und Eindringlichkeit die Intensität, Schönheit und das Grauen einer verlorenen Sinneswelt herauf – jene Sinneskraft von Getier, Gewächsen, Blüten, Düften und Exhalationen, die mit den geheimnisvollen Ursprüngen und Metamorphosen des Mikrokosmos und Makrokosmos assoziiert waren. Die Rezeption jener Sinneseindrücke, die man erst im 18. Jahrhundert naturwissenschaftlich zu objektivieren versuchte, durchliefen zuvor die kulturellen Modelle, Bedeutungsketten und Bedeutungshierarchien mittelalterlicher Mystik und Kosmologie, die von Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus, von Hildegard von Bingen und vielen anderen Befürwortern einer alternativen Medizin über die Sinne hergestellt wurden. Mithilfe ihrer raum- und körperbezogenen Objektsprache stellt die Künstlerin in ihren Werken nicht nur inhaltliche Bezüge zu jenen vergangenen wirkungsästhetischen Dynamiken her. Adam schlägt auch in ihrer Wahl von einfachen Materialien, deren Bearbeitung und sinnlich-energetischem Zusammenspiel im Ausstellungsraum einen Weg jenseits von gegenwärtigen bildhauerischen Strategien ein. Die gemeine Kröte, von der im Titel die Rede ist, ist dabei unsichtbarer aber steter Protagonist. In einer Szenerie aus schimmernden Kristallgrotten unter haarigen Monden, in und auf denen Kröten oder auch Wilde Männer hausen, aus übergroßen Weizenähren, die sich im Windzug wiegen und deren leises Klingen an Aeneas' Goldenen Zweig erinnern mögen, und aus Blumen-Potpourris mit Glaskugeln, die den Duft ätherischer Öle und Essenzen verströmen, klingt die alchimistische Signaturenlehre von der Zuordnung der Planeten zu bestimmten Metallen, Edelsteinen und Pflanzen durch. Über jedes einzelne ihrer fragilen künstlerischen Werke vermittelt Victoria Adam so einen Denk- und Erlebens-Raum, der vom Besucher nicht nur das Wissen um vergangene Mythologien, Kosmologien und Symbole einfordert, sondern ihm einen sinnlichen und emotionalen Zugang in der Auseinandersetzung mit Welt bietet: "Perhaps we should make much more use of description of the way things look, sound, feel, smell, taste and so on - drawing on the realm of bodily experiences - simply for heuristic purposes, to remind readers that most of our material is taken from the world of non-explicit expert practice and does not only come from linear, linguistic thought." (Maurice E.F. Bloch, 1998, How we think they think. Anthropolical Approaches to Cognition, Memory and Literacy. Boulder, Colorado).